Hintergrund zur Geschichte
“Ein Begleiter der Reformation”

Vorbild für Johann Sebastian Bach

Wenn Johann Sebastian Bach, der große Komponist, als Kantor der Thomaskirche in Leipzig mit seinen Schülern übte, nahm er oft ein besonderes Werk zur Hand: das "Florilegium Portense", eine Sammlung mit Motetten aus verschiedenen Ländern. Zusammengetragen hatte dieses Heft Erhard Bodenschatz, ein musikalischer Wegbegleiter der Reformation. Geboren wurde Bodenschatz um das Jahr 1576 in Lichtenberg, er starb am 17. September 1636 in Groß- Osterhausen bei Luthers Geburts- und Sterbeort Eisleben. Bekannt wurde er durch seine Sammlungen geistlicher Musik, das "Florilegium Portense". Das Bach-Museum in Leipzig würdigte ihn in zwei Dauerausstellung in den Jahren von 1985 bis 2007 als Wegbereiter von Johann Sebastian Bach und der Reformation. Bach ließ mehrmals Exemplare des "Florilegium Portense" nachkaufen und kopieren.

Als Bodenschatz 1576 in Lichtenberg zur Welt kam, war die Stadt seit etwa fünfzig Jahren lutherisch. Die Einführung des neuen Glaubens verlief ohne Probleme und Unruhen. Das lag an Hans von Waldenfels, dem Herren von Lichtenberg. In der Markgrafschaft Bayreuth war er einer der eifrigsten Verfechter der neuen lutherischen Lehre. Nach dem Grundsatz "Wessen Land, dessen Religion", der später im Jahr 1555 im Augsburger Religionsfrieden festgeschrieben wurde, mussten alle Untertanen evangelisch werden, wenn ein Herrscher die neue Relígion annahm. 1528 gilt als das Jahr, in dem Lichtenberg evangelisch wurde.

Der Bauernkrieg, der in Folge der Reformation um 1524 ausbrach, verschonte die Herrschaft Lichtenberg wie das gesamte fränkische Oberland der Markgrafschaft. Die Menschen im Fichtelgebirge, im Frankenwald und der Fränkischen Schweiz schlossen sich dem Aufstand meist nicht an. Dafür gibt es mehrere Gründe, unter anderem dürfte es eine Rolle gespielt haben, dass die Region verhältnismäßig arm war. Anderswo standen an der Spitze der Aufrührer nicht die Armen, sondern im Gegenteil die Gelehrten eines Dorfes wie Schultheiße – also Beamte der Obrigkeit - und Richter, Gastwirte, Schmiede und die reichen Bauern. Der Bauernkrieg war keine Hungerrevolte, sondern hatte einen politisch-rechtlichen Charakter.

Fast im gesamten Deutschen Reich tobte ein gewaltiger Aufruhr. In Folge der Reformation hatten sich in zahlreichen Gebieten die Ideen von Martin Luther verbreitet, die Unruhe im Land war groß. Tiefe gesellschaftliche Umwälzungen waren im Gange. Die Handelsherren in Städten wie Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Erfurt häuften unermesslichen Reichtum an, während der Landadel und die Landbevölkerung ins Hintertreffen gerieten. Besonders die Bauern hatten zu leiden. Sie erwirtschafteten zwar die Nahrungsmittel für alle, doch Steuern, Abgaben, Frondienste und drohende Leibeigenschaft ließen auch die Gutmütigsten unter ihnen verzweifeln.

Vom Jahr 1524 an kam es zu ersten Aufständen, vor allem in Süddeutschland und Thüringen. Sie weiteten sich zu einem Krieg aus, den man als Bauernkrieg oder auch Revolution des gemeinen Mannes bezeichnet. Die Bauern, rechtlose städtische Bürger und Bergknappen schlossen sich zu Heeren zusammen, die durchs Land zogen und Burgen zerstörten.

Als die Bauernheere besiegt waren, wütete der Bayreuther Markgraf Kasimir, der während des Krieges gerissen-schlau taktiert hatte, unter den Aufständischen. Mehr als 500 Menschen hatte er bereits hinrichten lassen und er ließ weiter nach Männern suchen, die etwas mit der versuchten Revolution zu tun haben könnten. Da erwies sich der Lichtenberger Hans von Waldenfels als umsichtiger Friedensstifter. Er schrieb an den Markgrafen, es seien unbedeutende Dinge, warum jetzt noch arme Gefangene gequält würden, während "ihre verlassenen Weiber und hilflosen Kinder hungernd verschmachten" müssten. Kasimir ließ sich erweichen und stellte alle Verfolgungen ein.


Was sonst noch in dieser Zeit geschah

1540 wütet die schlimmste Dürre des Zweiten Jahrtausends in Mitteleuropa; es ist sehr heiß, elf Monate lang fällt kein Regen.

1591 weiht Venedig die Rialtobrücke ein.

1595 ist in London zum ersten Mal die Tragödie "Romeo und Julia" des Dichters William Shakespeare zu sehen.

1609 baut in Venedig der Gelehrte Galileo Galilei das erste Fernrohr.

1546 wird in Hof ein Gymnasium gegründet – das heutige Jean-Paul-Gymnasium -, eines der ältesten Gymnasien Bayerns.

1563 – 1566 baut die Stadt Hof im Stil der Renaissance ein Rathaus, das heute noch steht.


Quellen

Otto Riemer: “Erhard Bodenschatz”, in: “Neue Deutsche Biographie”, Leipzig 1955

Manfred Joisten: “Chronik der Stadt Lichtenberg”, Lichtenberg 1957

Peter Blickle: “Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes”, München 2012

Carlheinz Gräter: “Der Bauernkrieg in Franken”, Würzburg 1975

Franklin Kopitzsch: “Bemerkungen zur Sozialgeschichte der Reformation und des Bauernkrieges”, in: “Der Bauernkrieg 1524 – 26”, herausgegeben von Rainer Wohlfeil, Stuttgart 1975

 

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