Hintergrund zur Geschichte
“Schicksalshafte Begegnung im Lager”

Jedem bringt die Fehde nur Nachteile

Die zwei Brüder Hans und Fritz von Waldenfels teilten sich die Herrschaft auf der Burg Lichtenberg. Während Hans von Waldenfels die Verteidigung der Burg übernahm, gelang es seinem Bruder zu Beginn der Belagerung, in Richtung Eger zu entkommen. In der Freien Reichsstadt wollte er Landsknechte anwerben.

Das schaffte er nicht so schnell wie erhofft, und so verfiel er auf eine andere Idee, die sich als Rettung in der Not erweisen sollte. Er brachte die beiden Männer Caspar Junker und Paul Rudisch aus Eger dazu, den Nürnberger Belagerern einen Brief zu schicken. Darin schrieben diese, dass sie für drei Tage Brot hätten backen lassen und mit einem Zug Soldaten auf dem Weg nach Lichtenberg seien, um die Nürnberger in die Flucht zu schlagen. Das war eine List mit durchschlagender Wirkung. Die Nürnberger, angesichts ihrer Erfolglosigkeit und der großen Kälte ohnehin entmutigt, zogen nach siebenwöchiger Belagerung überstürzt Richtung Bamberg ab. Später hörten sie von Gefangenen, dass die Belagerten in der Burg, vom Hunger zermürbt, wohl nur noch wenige Tage durchgehalten hätten, bevor sie sich den Angreifern ergeben hätten.

Am Ende blieben vom Kriegszug der Nürnberger gegen Lichtenberg nur Verlierer. Nürnberg musste erhebliche finanzielle Belastungen verkraften und wurde angesichts des ruhmlosen Abzugs zum Gespött in den Städten und auf den Burgen ringsum. Dabei war die Stadt das Zentrum der hochwertigen Waffenproduktion – heute würde man von einer High-Tech-Waffenschmiede sprechen. Vor den massiven Mauern der Burg Lichtenberg erwiesen sich das große Geschütz und mehrere, bis elf Zentner schwere Karrenbüchsen jedoch als nicht wirkungsvoll genug.

Verlierer waren vor allem die einfachen Leute. Auf ihrem Rückzug Richtung Kronach zündeten die Nürnberger 14 große Dörfer und etliche Hämmer an. "Feuersäulen verkündeten ringsum die vom erbitterten Feind auf dem Rückzug geschwungene Brandfackel und die Lüfte erschallten von den Wehklagen der geplünderten Landsleute", heißt es in einem Bericht. So war es am Ende wie in allen Kriegen: Das Leid mussten die erdulden, die nichts zum Ausbruch der Gewalt beigetragen hatten.

Auch nach Beendigung der Kriegshandlungen ging der Streit weiter. Der Rat der Stadt Nürnberg ließ Hans und Fritz von Waldenfels für vogelfrei erklären und setzte auf beide eine hohe Belohnung aus. Das hinderte die Brüder nicht daran, Nürnberger Reisende zu kidnappen und auf Burg Schwanberg bei Tepl in Westböhmen einkerkern zu lassen. Nach mehr als einem Jahr des gegenseitigen Zermürbens sahen sowohl die Nürnberger als auch die Brüder von Waldenfels ein, dass ihnen Frieden im Land mehr bringen würde als der schwelende Kriegszustand. Außerdem war es extrem teuer, einen Krieg zu führen. Auf Antrag der beiden Parteien übernahm Markgraf Johann von Brandenburg die Rolle des Schiedsrichters und entschied Ende Juni 1445, "dass alle Beteiligten gute Freunde sein" sollen. Alle Gefangenen sollten gegen das Versprechen freigelassen werden, sich nicht zu rächen, außerdem verzichteten beide Seiten auf Schadenersatz.

Allerdings fürchteten Hans und Fritz von Waldenfels, dass die erzwungene Aussöhnung mit dem mächtigen und finanzstarken Stadtstaat Nürnberg nicht von Dauer sein könnte. Sie hielten es für angebracht, ihre Freiheit aufzugeben und sich unter den Schutz der Markgrafen in Kulmbach zu stellen, denen in der Nachbarschaft bereits die Städte Hof, Schauenstein und Münchberg gehörten. Am 2. September 1446 unterzeichneten sie einen Vertrag, wonach die Herrschaft Lichtenberg künftig ein Mannlehen war. Damit endete die Zeit der Reichsunmittelbarkeit der kleinen Herrschaft Lichtenberg, die sich lange ihre Unabhängigkeit bewahrt hatte.

Weniger glimpflich ging fast achtzig Jahre später eine Auseinandersetzung anderer fränkischer Ritter mit der Stadt Nürnberg aus: Am 11. Juli 1523 zerstörte ein Heer des Schwäbischen Bundes, das den Nürnberger Kaufleuten zu Hilfe gekommen war, unter anderem die Burg auf dem Waldstein bei Münchberg. Dieses Ereignis gilt als Ende des Mittelalters im Hofer Land.


Zur weiteren Information

Einen guten Überblick über die spätmittelalterliche Waffentechnik bietet der Waffensaal der Kunstsammlungen auf der Veste Coburg.

Die Ruine auf dem Waldstein, von der man einen guten Rundumblick hat, ist immer noch eindrucksvoll.


Was sonst noch um das Jahr 1444 geschah

Im Jahr 1440 erfindet Johannes Gutenberg in Mainz den Buchdruck mit beweglichen Lettern.

Erfurt hat sich zu einer der größten Städte und mit der Universität zum wichtigsten Bildungsstandort im Deutschen Reich entwickelt.

Eger ist seit dem Jahr 1277 eine Reichsstadt, also weitgehend unabhängig von Fürsten und Königen und nur dem Kaiser unterstellt.

Von 1395 bis 1444 lebt in Wunsiedel im Fichtelgebirge der reiche Zinnhändler Sigmund Wann, genannt "der Fugger des Fichtelgebirges"; die von ihm eingerichtete Stiftung besteht bis heute, in seinem Haus ist das Fichtelgebirgsmuseum untergebracht.

Die Wallfahrt von Vierzehnheiligen am Obermain geht auf eine Erscheinung des Jesuskindes und der Vierzehn Nothelfer im Jahr 1445 zurück; die heutige Kirche wurde 1772 geweiht.


Quellen

Manfred Joisten: “Chronik der Stadt Lichtenberg”, Lichtenberg 1957

Otto Freiherr von Waldenfels: “Die Freiherrn von Waldenfels”, Lichtenberg 1955

Franz von Soden: “Kriegszüge der Nürnberger nach Lichtenberg und Ungarn”, Nürnberg 1857

Julia Eulenstein, Christine Reinle, Michael Rothmann: “Fehdeführung im spätmittelalterlichen Reich”, Affalterbach 2013

Werner Schultheiß, Hartmut Frommer: “Geschichte der Stadt Nürnberg”, Nürnberg 1972

G. Ulrich Großmann: “Die Geschichte der Burgen: Geschichte, Architektur, Kunst”, München 2013

Albert Gümbel: “Zur Biographie Albrecht Dürers des Älteren”, aus: “Repertorium für Kunstwissenschaft, Band 37”, Berlin 1968

Thomas Eser, "Geboren im Königreich zu Hungern: Albrecht Dürers d. Ä. Zuwanderung nach Nürnberg als Beispiel europäischer Künstlermobilität im 15. Jahrhundert”, Heidelberg 2008

 

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